Volkmar Fritzsche
Dresdner Balance-Akt 1
„Ein Dresdner Balance-Akt 1“ spielt nicht nur in seiner Namensgebung mit der Verbindung zweier klassischer, aber ungleicher Motive. Fritzsche zeigt in dieser Schwarz-Weiß-Fotografie die bekannte Dresdner Stadtsilhouette mit ihrer nächtlichen Beleuchtung von der Frauen- bis zur Hofkirche inklusive deren Spiegelung im Wasser der Elbe. Die Elbwiesen im unteren Viertel und der Himmel in den zwei oberen Dritteln des hochformatigen Bildes liegen in völliger Dunkelheit. Einzig das Geländer der Carolabrücke auf der Neustädter Seite Dresdens ist im Bildvordergrund zu sehen, die Querstrebe ist auf gleicher Höhe mit dem Geländer der Brühlschen Terrasse. Und darauf, am rechten Bildrand, eine nackt balancierende Frau, von unten beleuchtet. Ihr linkes Bein ist vorgestellt, als ob sie vorhätte, weiter in die Ansicht hineinzulaufen. Ihre Arme mit breit gefächerten Fingern breiten sich reflexartig nach beiden Seiten aus. Sie wirkt unsicher, aber entschlossen, ihren Weg fort zusetzten. Haare fallen ihr ins Gesicht und bedecken es völlig. Mit ihrem bewegten Körper bildet sie einen Gegenpart zu der so steifen und gleich bleibenden Silhouette. Die Streben des Geländers werden durch ihren hochragenden Körper noch verlängert, bilden eine große Vertikale zum horizontalen Stadtbild. Aber es gibt, trotz der vermeintlichen Unvereinbarkeit, dennoch Gemeinsamkeiten. Beide Objekte werden von unten beleuchtet, stellen Schönheit dar. Jedes wird auf seine Weise zum eigenständigen Objekt im Bild, verbindet sich aber ebenso mit dem jeweils anderen. Eine neue, spannende Art, sich dem Thema Dresden zu nähern, mit vielen Details, die den Betrachter zum Entdecken, Nachdenken und Verstehen einladen.
Volkmar Fritzsche
Dresdner Balance-Akt 2
In „Ein Dresdner Balance-Akt 2“ stellt Fritzsche mit einer Schwarz-Weiß-Fotografie erneut die bekannte Dresdner Stadtsilhouette von der Frauenkirche bis zur Semperoper an der Elbe dar. Auf der Elbe im unteren Viertel liegen mehrer Dampffahrtschiffe vor Anker, eines befindet sich jedoch mittig auf dem Fluss, legt gerade ab oder kommt an, das bleibt dem Betrachter verborgen. Der Himmel des hochformatigen Bildes zeigt sich wolkenlos und klar. Schnee liegt auf der Strasse vor der Brühlschen Terrasse, Bäume sind kahl. Es ist Winter. Und eine junge Frau balanciert nackt über das Geländer der Carolabrücke, auf dem Weg zum anderen Elbufer. Ihr Körper liegt fast vollständig vor dem hellen Himmel und setzt sich mit ihrem dunklen Haar stark von diesem ab. Ihr rechtes Bein ist vorgestellt, ihre Arme sind nach beiden Seiten ausgebreitet, die Finger im Reflex gespreizt. Haare fallen ihr ins Gesicht, bedecken es zu Teilen. Sie befindet sich genau über dem fahrenden Dampfer. Ihr bewegter Körper bildet einen Gegenpart zu der gleich bleibenden Silhouette, die hier jedoch durch die Bewegung des Dampfers aufgelöst wird. Das Geländer, auf welchem sie balanciert, liegt parallel zu der als nächstes sichtbaren Augustusbrücke und bildet eine Horizontale. Ihr weicher Körper hebt die harten Formen der Objekte des Stadtbildes auf. Es ist Tag, viele Details sind sichtbar und dennoch könnte man meinen, die beiden Frauen aus „Dresdner Balance-Akt 1“ und „Dresdner Balance-Akt 2“ bewegen sich aufeinander zu. Vielleicht bilden sie auch einen in sich geschlossenen Gegensatz.
Eine neue, spannende Art, sich fotografisch dem Thema Dresden auseinander zusetzten und den Betrachter zum Entdecken, Nachdenken und Verstehen zu bewegen.
Volkmar Fritzsche
Nächtlicher Canalettoblick
Am Himmel der Mond, sichtbar hinter den beleuchteten Gebäuden der Brühlschen Terrasse, nur wenig ist von der Dresdner Nachtsilhouette zu sehen. Im Vordergrund ein weiblicher Akt in Rückenansicht, gegen die kühle Sandsteinbrüstung der Augustusbrücke gelehnt. Ihre Beine sind noch links im Bild platziert, während ihre gebeugte Haltung ihren Oberkörper mittig in das Querformat rückt und damit den Turm des Ständehauses zur natürlichen Verlängerung ihres Körpers macht. Die warmen Farben der Beleuchtung spiegeln sich in der Haut- und Haarfarbe des Aktes wider und lassen, trotz der nächtlichen, sicher kühlen Stunde, die Kombination der Objekte sehr warm wirken.
Der nackte Körper zeigt viele schattige Stellen, ebenso wie die nächtliche Silhouette. Sehr ausgeglichen begegnen sich hier Vertikale und Horizontale, sowie dunkle und helle Felder, warme und kalte Flächen. Die Betrachtung der allzu bekannten Dresdner Ansicht wird aufgelockert, das klassische Thema neu umgesetzt, nicht als Mittelpunkt, sondern als Hintergrundgestaltung genutzt.
Auch der Akt als klassisches Motiv bekommt eine ganz neue Rolle zugeteilt, nicht nur die Schönheit des Körpers ist entscheidend, auch sein Bezug zur Schönheit der Dresdner Altstadt. Beides in Verbindung erweitert den Blick des Betrachters, lässt Unterschiede und Gemeinsamkeiten deutlich hervortreten und zeigt den ideellen Ansatz des Künstlers, in starre, bekannte Ansichten durch etwas Bewegtes Leben zu bringen.